Gründung des Monats: Revyve Technologies

VERÖFFENTLICHT AM
25.01.2024
Autor
Sandra Schöttelndreier
Kategorie
Gründer des Monats
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Wofür steht euer Unternehmen?
 
Klimaneutrale Mobilität auf dem Wasser. Mithilfe von Wasserstoff möchten wir den bisher wenig beachteten Bootssektor dekarbonisieren. Moderne Wasserstoffmotoren (engl. Hydrogen Internal Combustion Engine – H2ICE) sind eine kostengünstige und robuste Alternative zu bekannten CO2-freien Antrieben, wie Batterie oder Brennstoffzelle. Daher arbeiten wir Tag für Tag daran, eigene Motoren für Boote und kleine Schiffe bis zu 35m Länge zu entwickeln.
 
Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?
 
Wir sahen das riesige Potential, dass Wasserstoffmotoren haben, den Mobilitätssektor schnell und kostengünstig zu dekarbonisieren. Des Weiteren gibt es deutlich mehr Anwendungsgebiete, als die, die aktuell bedient werden. Bei der Mitwirkung in Forschung und Entwicklung am Institut für Kolbenmaschinen (IFKM) unter Leitung von Professor Koch und später bei einem Unternehmen, welches Wasserstoffmotoren für Busse und LKWs entwickelt, lernten wir die spezifischen Eigenschaften des Wasserstoffs zu beherrschen und zum Vorteil zu nutzen.
 
Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?
 
Wir haben uns bereits 2018 im Rahmen der Formula Student kennengelernt. In dieser intensiven Phase konnten wir in einem Team in kürzester Zeit einen performanten Prototypen zu entwickeln, von der Konzeption bis hin zur fahrenden Umsetzung. Auch wenn die Nerven teils blank lagen, haben wir stets konstruktiv an einem Strang gezogen. Diese Erfahrung hilft uns nun ungemein bei unserem Ziel, ein erfolgreiches Startup im Green Tech Bereich aufzubauen. Da viele Startups daran scheitern, dass die Gründer sich unter enormen Stress in die Haare kriegen, sind wir überzeugt in der Hinsicht, etwas abgehärtet zu sein. Hoffentlich 🙂

 

Wo seht ihr die Hürden beim Gründungsprozess? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?

Der Schritt von Vorgründungsförderungen zur eigenen GmbH ist ein äußerst kritischer Moment, da die GmbH stand-alone, also ohne vorherige Fördergelder, überleben können muss. Dabei muss ein gesundes Maß zwischen Cashflow durch Kunden und finanzielle Unterstützung durch Investoren gefunden werden. Ein Startup „auf Pump“ hochzuskalieren ohne die eigene Beteiligungsverteilung für zukünftige Investmentrunden zu zerschießen, geht nur in sehr wenigen Einzelfällen und Branchen. Daher: Customer is king.

 

Was war in der Gründungsphase eine eurer größten Herausforderung?

Das passende Produktportfolio aufzubauen und die finanzielle Absicherung durch Förderungen für die Entwicklung des Wasserstoff-Brennverfahrens. Dazu mussten wir von null auf eine Struktur aufbauen, die in Zukunft verschiedene Engineering-Bereiche (Reengineering, Konstruktion, Motorsimulation, Strömungssimulation, Fertigung, Motorprüfstände usw.) abdecken können muss. Nicht nur für die eigene Entwicklung unseres H2ICE, sondern auch um effektiv und effizient Kundenprojekte abarbeiten zu können.

 

Hat sich seit der formalen Gründung etwas für euch geändert? Und wenn ja, was?

Mit dem Commitment einer GbR oder auch GmbH ist die Eigenverantwortung nochmal deutlich in den Vordergrund gerückt. Durch unsere Feedbackstruktur und regelmäßige Teammeetings schaffen wir es aber an den richtigen Stellen organisiert voranzukommen. Die GmbH ermöglicht es uns nun natürlich mit dem klassischen Unternehmensaufbau loszulegen, LOIs zu vereinbaren, größere Kundenprojekte anzunehmen und investierbar zu sein.

 

Hatte Corona bisher einen Einfluss auf euer Start-up/ Branche und wenn ja, welche?

Durch den Einstellungsstopp und der Auflösung verschiedener (Vor-)Entwicklungsabteilungen als Sparmaßnahmen der großen Unternehmen war es anfangs schwierig die richtigen Ansprechpartner zu identifizieren. Mit der Umstrukturierung konnten wir unser Netzwerk nicht so aktiv einsetzen, wie es vor Corona der Fall gewesen wäre.

Hatte die Energiekriese und/oder der Ukraine-Krieg Auswirkungen auf euer Start-up (Produktion, Material, Lieferketten)?

Mit den entstandenen Lieferengpässen und Preiserhöhungen von fossilen Energieträgern ist das Bewusstsein der dezentralen Versorgung wieder in den Vordergrund gerückt. Gleichzeitig bemerken wir, dass nun Zukunftstechnologien kritischer hinsichtlich Kosten und Machbarkeit begutachtet werden. Das ist natürlich ein großer Vorteil für uns, da wir eine über 100 Jahre ausgereifte Basistechnologie für unsere Wasserstoffmotoren verwenden. Diese werden mit Wasserstoff befeuert, der praktisch überall, also dezentral, erzeugt werden kann, wo die Sonne scheint oder Wind weht.

 

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründerin bzw. Gründer mitbringen?

Kollaborationsfähigkeit, Selbstreflexion und ein gesundes Maß an Sturheit, die eigene Idee voranzubringen. Gerade am Anfang wird das Gründungsvorhaben von vielen verschiedenen Seiten zerredet. Dabei ist es wichtig, für sich selber, das konstruktive Feedback zu identifizieren und anzunehmen. Alles andere kann getrost ignoriert werden.

 

Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründer ?

Schafft Plattformen (Notion z.B.) für einen regelmäßigen Austausch (wöchentlich, monatlich, halbjährlich, jährlich) der Gründer. Wir beginnen jede Woche mit einem Sprint, in dem wir alle aktuellen Aufgaben je Person auflisten. Am Donnerstag wird der Sprint wiederholt und gecheckt, welche Aufgaben noch nicht erledigt wurden. Mitte der Woche haben wir ein Teammeeting, in dem wir uns austauschen, was so lief und was jeder so gemacht hat. Es ist sehr wichtig auch zu festen Terminen über das momentane Stresslevel, Emotionen und Fuckups zu reden. Emotionale Knoten, die im Alltag entstehen müssen regelmäßig aufgelöst werden, damit sich kein Ballast aufbaut und es nicht irgendwann zum großen Streit kommt. Letzteres ist ein häufiger Grund für das Scheitern von Startups.

Dem Kunden zuhören: Nicht aktiv seine Ideen oder Lösungen dem Kunden aufzwängen, sondern auf die Problemstellungen eingehen und dadurch Lösungen anbieten. Customer is king. Er bezahlt am Ende des Tages eure Firma.

 

 

Die Gründung des Monats als Podcastfolge

Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen/ angehen?

Wir würden weniger blind vertrauen bei großen, mündlichen Versprechen aller Art. Sich auf etwas zu verlassen, was nirgends niedergeschrieben ist, aber maßgeblich euren Fortschritt und eure Unternehmensrichtung beeinflusst, kann das Gründungsvorhaben gefährden oder zumindest stark verzögern. Des Weiteren sollte der erste Kundenkontakt so früh wie möglich sein. Geht auf Fachmessen, fragt was die Probleme sind, was helfen könnte usw.

 

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?

Unser nächster großer Meilenstein ist die Fertigstellung unseres eigenen Wasserstoffmotor-Prototypen. Dieser wird die Basis für die Serienentwicklung ähnlicher Aggregate darstellen und unser Produktportfolio diversifizieren. Folgt uns gerne auf LinkedIn, um keine Updates zu verpassen :).

 

Vielen Dank für das Interview!

 

START-UP PODCAST

Ihr könnt wie immer die Folge auch in unserem Start-up Podcast auf Spotify anhören und die beiden sympathischen Jungs von REVYVE Technologies persönlicher kennenlernen. 

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