Gründung des Monats: Refolution

VERÖFFENTLICHT AM
18.07.2023
Autor
Sandra Schöttelndreier
Kategorie
Gründer des Monats
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Wofür steht euer Unternehmen?

Wir sind das Ingenieurbüro für nachhaltige Industrie Kälte- und Wärmepumpentechnik. Ziel ist es, die Herausforderungen des Klimawandels für unseren Fachbereich zu lösen, indem wir mit unserem Fachwissen neue Verfahren entwickeln. Unter Nachhaltigkeit verstehen wir langlebige, effiziente Anlagen, die sicher für Mensch und Umwelt sind und ausschließlich umweltverträgliche Kältemitteln, wie Luft und Wasser einsetzten. Zum Beispiel nutzen wir die Abwärme von Kältemaschinen um zu Heizen und entwickeln preiskrönte Verfahren, die mit Luft als Kältemittel 70% weniger Energie für die Stahlhärtung bei -80°C benötigen.


Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?

Umweltschutz mit Hightech hat mich schon immer begeistert. Nach über einem Jahrzehnt im Sonderanlagenbau für Industriekälte bei zwei Großkonzernen habe ich gesehen was für ein Potential in unserer Branche steckt und was wir für eine Verantwortung haben. 14 bis 19% des deutschen Stroms gehen in die Kältetechnik, wobei viele Anlagen ineffizient sind und selten die vorhandene Abwärme nutzen. Nun kommen noch viel mehr Kältemaschinen durch die Wärmewende in Form von Wärmepumpen dazu. Die Abbauprodukte der chemischen bzw. halogenierten Kältemittel, die stark verbreitet sind, führen zu dramatischen Umwelteinflüssen, wie dem Abbau der Ozonschicht, der Erderwärmung und der Kontaminierung unseres Trinkwassers mit persistenten und gesundheitsgefährdenden Chemikalien. Das wollen wir mit unserem Fachwissen ändern!

Das Interview gibt es auch als Podcastfolge

Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?

Ich bin Einzelgründer, habe aber viel Unterstützung durch meine Familie und insbesondere meine Ehefrau erfahren. Wir haben gleich zu Beginn Praktika angeboten und mit der guten Zusammenarbeit mit der Hochschule Karlsruhe und dem KIT viele junge, motivierte Menschen als Unterstützter gewonnen, von denen auch heute noch einige Mitarbeiter geblieben sind. Wir sind heute ein dynamisches Team, auf das ich sehr stolz bin.

Wo seht ihr die Hürden beim Gründungsprozess? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?

Nach 10 Jahren in der Industrie, auch mit Führungserfahrung, hatte ich viel Wissen und etwas Geld auf dem Konto, da ich mir nie ein Haus oder Auto gekauft habe. Allerdings hatte ich schon eine Familie zu ernähren und da ich frei sein wollte, kam für mich auch kein Investor oder Bankkredit in Frage. Daher haben wir unsere Kosten auf ein Minimum gesenkt, haben den Keller meiner Schwiegereltern selbst renoviert und sind dann dort mit Mitte 30 mit unseren Kindern eingezogen. Gründen muss man mit viel Leidenschaft wollen. Ich denke, die größte Hürde ist es, zu akzeptieren, dass man für die eigene Firma erstmal andere Aspekte des Lebens herunterfahren muss.

Was war in der Gründungsphase eine eurer größten Herausforderung?
 
Wir sind hauptsächlich in der Pharma- und Chemiebranche tätig. Diese Branchen sind sehr konservativ, da Ausfälle im Produktionsprozess mit hohen Kosten verbunden sind und daher nur erprobte Technologien zum Einsatz kommen. Aufgrund des guten Rufs und unserer starken Partner war es dann möglich, trotzdem früh Referenzen in Form von Testanlagen mit nur Luft als Kältemittel für die pharmazeutische Gefriertrocknung und eine Kältesauna bei -115°C zu realisieren und zu zeigen, dass es geht.
 
Hatte Corona bisher einen Einfluss auf euer Start-up/ Branche und wenn ja, welche?
 
Ja, massiv. Zu vielen Kunden durften wir plötzlich nicht mehr in die Werke. Das hat uns am Anfang enorm zurückgeworfen. Allerdings haben wir dann intensiv auf Online-Vertrieb über Linkedin, Teams und Telefon gesetzt und hatten eine Sonderkonjunktur für Impfstofflager bei -80°C. Insofern sind wir gestärkt aus der Krise gekommen und sind froh, dass erste Kennenlerngespräche heute alle online stattfinden können.
 
Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründerin und Gründer mitbringen?
 
Persönlich bin ich der Meinung, dass die intrinsische Motivation für das eigene Thema das Wichtigste ist. Wer mit Leidenschaft und Spaß an seinem Thema arbeitet, kann auch mit Rückschlägen umgehen. Ich freue mich über jede Gründung, da es aus meiner Sicht das Gegenmodel zu den Konzernen ist, die in vielen Punkten leider nicht so flexibel sind, wie wir das für den Wandel in eine „bessere“ Zukunft benötigen. Auf der anderen Seite sehe ich mit Erschrecken, wie viele Gründungen als primär Ziel den Exit haben, um maximal schnell reich zu werden. Selbst bei den finanziell erfolgreichsten Gründern unserer Zeit war das nicht die einzige Motivation. Zudem ist ein starkes Netzwerk wichtig. Hier zu empfehlen ist zum Beispiel das Gründergrillen vom Cube.

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründerin und Gründer mitbringen?

Persönlich bin ich der Meinung, dass die intrinsische Motivation für das eigene Thema das Wichtigste ist. Wer mit Leidenschaft und Spaß an seinem Thema arbeitet, kann auch mit Rückschlägen umgehen. Ich freue mich über jede Gründung, da es aus meiner Sicht das Gegenmodel zu den Konzernen ist, die in vielen Punkten leider nicht so flexibel sind, wie wir das für den Wandel in eine „bessere“ Zukunft benötigen. Auf der anderen Seite sehe ich mit Erschrecken, wie viele Gründungen als primär Ziel den Exit haben, um maximal schnell reich zu werden. Selbst bei den finanziell erfolgreichsten Gründern unserer Zeit war das nicht die einzige Motivation. Zudem ist ein starkes Netzwerk wichtig. Hier zu empfehlen ist zum Beispiel das Gründergrillen vom Cube.

 

Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründer?

In Deutschland benötigt ihr leider einen guten Steuerberater. Nicht für die Steuervermeidung, sondern um rechtssicher das Unternehmen aufbauen zu können. Dabei hatten wir viel Glück. Ansonsten bin ich der Typ, der eher selbst anpackt und lieber mit einem 80 / 20-Ansatz die Dinge erledigt. Das heißt, die erste Webseite habe ich am Anfang an 2 Wochenenden mit einem einfachen Konfigurator fertig gemacht. Das hat mir geholfen meine Ideen nochmal zu strukturieren und für kleinstes Geld sichtbar zu sein. Den Firmennamen und das Firmenlogo haben meine Frau und ich in einem 30-min-Brainstorming und 5-min-Visio-Zeichnen umgesetzt. Alles nicht perfekt, aber gut genug, um zu starten und als Ingenieur wird dann alles iterativ, also bei Bedarf, durch Anpassungen besser. Die dadurch gesparte Zeit und das gesparte Geld habe ich dann in den Kundenkontakt und die ersten Projekte gesteckt, um diese als Leuchtturm Projekte bzw. Referenzen aufzubauen. Einfach machen, Gas geben und dranbleiben.

Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen/ angehen?

Früher Gründen.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?

Wir werden weiter unsere Vision von nachhaltiger Kälte- und Wärmepumpentechnik vorantreiben. Aktuell gibt es unzählig viele Prozesse, die Kältetechnik einsetzten, aber ihre Abwärme über Rückkühler ganzjährig in die Umwelt blasen. Als Beispiele sind hier Rechenzentren, Supermärkte, Brauereien, Kunststoffherstellung, etc. zu nennen. Diese Wärme steht kostenfrei zur Verfügung und wir möchten diese nutzen. Das machen wir bereits in vielen Industrieprojekten. Dort analysieren wir ganze Werke und bauen Kälte- und Wärmekopplung unter anderem auch zur elektronischen Dampferzeugung aus. Im städtischen Bereich würden wir unsere Konzepte auch gerne anwenden, um zu zeigen, dass die Energiewende funktioniert.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

Hier ist die zugehörige Podcastfolge zu unserer Gründung des Monats REFOLUTION auf Spotify.

Viel Spaß beim reinhören!

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