Gründungs des Monats: PHABIOC

VERÖFFENTLICHT AM
20.04.2023
Autor
Sandra Schöttelndreier
Kategorie
Gründer des Monats
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Wofür steht euer Unternehmen?

PHABIOC entwickelt und vertreibt neuartige Tools wie z.B. biomimetische Barrieren (PermeaPad®), Mikrotiterplatten (SpecPlate) und Analysegeräte für Small-Scale Studien and High-Throughput Screenings in der pharmazeutischen Industrie und Biotechnologie. Unsere Produkte zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch modernere und effektivere Analysemöglichkeiten einen direkten Kundennutzen liefern. Mit dem Ziel im Auge, unseren Kunden innovative und effiziente Lösungen für ihre komplexen Aufgaben im Labor zu liefern, wobei unsere Tools durch ihre Einfachheit und Einzigartigkeit überzeugen.

 

Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?

Zur SpecPlate kam Carsten während seiner Promotion. Die Idee war nach dem Proof of Concept fast in der Schublade verschwunden, wäre durch einen glücklichen Umstand nicht doch der initiale Antrieb entstanden, die Platte zu kommerzialisieren. Da alle beteiligten KIT-Entwickler keine Vorstellung davon hatten, wie so etwas im großen Maßstab hergestellt werden kann, wurde ein Realisierungspartner gesucht. Dieser Partner wurde in der innoMe GmbH gefunden, bei der Jannik verantwortlicher Business Development Manager in der Pharma- und Biotechsparte war. Er übernahm auf Seiten von innoMe die Betreuung eines gemeinsamen ZIM-Projekts (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) mit dem KIT. Während des ZIM-Projekts wurde von innoMe und KIT eine Patentanmeldung auf den Weg gebracht und die SpecPlate bis zum Vorserienstatus weiterentwickelt. Kurz nach dem Ende der Projektlaufzeit stand bei innoMe eine interne Umstrukturierung und damit einhergehend die Fokussierung auf eine andere Geschäftseinheit an. Jannik brachte dann die Idee auf, die Pharmasparte als Spin-off von der innoMe loszulösen. Um diesen Gründungsgedanken zu verwirklichen haben wir uns für ein EXIST-Gründerstipendium beworben und sind seit der Förderzusagen dabei, PHABIOC als eigenständige Firma aufzubauen.

Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?

Während der gemeinsamen Projektzeit hat sich gezeigt, dass wir beide super harmonisieren und uns in unseren Fähigkeiten gut ergänzen. Durch intensiven Austausch und die gemeinsame Arbeit haben wir eine Geschäftsidee entwickelt, die wir mit der Gründung realisieren wollten.

 

Wo seht ihr die Hürden beim Gründungsprozess? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?

Es braucht doch einige Zeit, bis die Gründung durchgezogen werden konnte. Erst war es die Ausarbeitung der Verträge, dann der Termin mit dem Notar und dann die Eintragung ins Handelsregister. Trotz guter Planung und Vorbereitung hat man auf viele Prozesse keinen Einfluss und muss man etwas Geduld mitbringen.

Wir haben uns Unterstützung bei der Ausgestaltung der verschiedenen Verträge (Satzung, Geschäftsordnung, Gesellschaftervertrag und Kooperationsvertrag) geholt. Dafür haben wir einen Anwalt mit viel Erfahrung im Gesellschaftsrecht gefunden, der schon mit vielen Start-Ups zusammengearbeitet hat. Da wir von Anfang an einen Investor mit an Bord haben, brauchten wir gute und ordentlich formulierte Vertragswerke, die die Grundlage der Zusammenarbeit definieren. Das ist sehr wichtig und nicht zu vernachlässigen! Wir sind uns sicher, dass das Geld für den Anwalt hier gut investiert ist.

Zusätzlich ist ein erfahrener Notar von Vorteil, der schon häufiger mit solchen Vertragswerken zu tun hatte. In der Vorbereitung und auch während des Notartermins kann man so noch hilfreiche Hinweise bekommen.

Zur grundsätzlichen Herangehensweise, wie wir die Gesellschafterstruktur aufbauen wollen, haben wir uns Meinungen von verschiedenen Steuerberaterinnen eingeholt. So haben wir z. B. die Frage diskutiert, ob wir als Privatperson oder jeweils mit einem vorher zu gründenden Investitionsvehikel in die Unternehmung investieren. Auch begleitend zur eigentlichen Gründung und in der Startphase ist ein schneller Austausch mit Steuerberatern sehr hilfreich.

Des Weiteren haben wir sowohl im Vorfeld der Gründung als auch aktuell immer wieder mit Gründern aus unserem näheren Umfeld gesprochen und so wertvolle Tipps bekommen, damit manche Probleme gar nicht erst auftreten.

Team_PHABIOC

Was war in der Gründungsphase eine eurer größten Herausforderung?

Bei uns war die größte Herausforderung die Abstimmung mit dem Investor und die Ausgestaltung der Verträge. Sobald Dritte ins Spiel kommen, wird alles deutlich aufwändiger und langwieriger. Aber auch das ist irgendwann alles gemeistert und so langsam sind alle nötigen bürokratischen Vorgänge erledigt, so dass wir operativ tätig sein können.

 

Hat sich seit der formalen Gründung etwas für euch geändert? Und wenn ja, was?

Wir haben seit der Gründung mehr Pflichten und lernen jeden Tag etwas dazu. Wie funktioniert eine Zollabwicklung, welche Formalitäten müssen für den Import und Export von Waren erledigt werden, wie erstellt man ein korrektes Angebot und eine Rechnung, wie plant und überwacht man die Liquidität?

Natürlich ist es auch erfrischend, selbst verantwortlich für die Firma zu sein und wir können nun auf einer anderen Basis mit Kunden sprechen, da wir Geheimhaltungsvereinbarung etc. unterzeichnen können.

 

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründer*in mitbringen?

Widerstandsfähigkeit und eine Menge Geduld. Es läuft sehr viel nicht so wie es geplant wurde und nicht so schnell, wie man es sich erhofft. Man sollte immer an seine Idee/Produkt glaube und immer weiter machen. Wenn es Rückschläge gibt, müssen Lösungen gefunden werden und man darf sich nicht durch verpasste Chancen ausbremsen lassen.

 

Podcast-Folge mit Phabioc

Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründer*innen?

Setzt euch mit dem Kunden auseinander. Beschäftigt euch mit der Frage, was das eigentliche Problem ist, für das euer Produkt die Lösung bietet. Erst dann kann das Produkt auch erfolgreich werden. Nehmt so früh wie möglich Kontakt mit den potenziellen Kunden auf, um das Feedback für die Finalisierung des Produktes zu nutzen! Zu Beginn eigenen sich am besten Kunden aus dem Freundeskreis oder dem engeren Netzwerk. Hier sind die Wege kurz, man bekommt schnelles und ehrliches Feedback und man „verbrennt“ mit Prototypen und Vorserienteilen noch keine potenziellen Kunden, zu denen man noch keine so guten Beziehungen hat.

 

Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen/ angehen?

Da unser Investor ein Drittel der Anteile unserer Firma hält und der Investor eine gewisse Größe hat, haben wir nicht den Status eines kleinen bzw. mittleren Unternehmens (KMU). Dies verwehrt uns den Zugang zu interessanten Förderungen und wir hätten das definitiv im Vorfeld beachten sollen.

 

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?

Der nächste große Meilenstein ist definitiv der Start der Serienproduktion unserer SpecPlate im Spätsommer/Herbst dieses Jahres und dann natürlich kurze Zeit später der Marktlaunch. Für diesen haben wir geplant, die HTPD-Konferenz (High-Throughput Process Development) Ende Oktober zu nutzen. Für die SpecPlate würde sich dann der Kreis schließen, denn nach der Vorstellung der ersten Prototypen auf der Konferenz 2017 haben wir so eine positive Resonanz bekommen, dass die Entscheidung gefallen ist, die Kommerzialisierung der Platte anzugehen.

 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen! 

 

PODCAST 

Hört gerne rein in unsere Podcast-Folge mit Phabioc. Hier spricht Daniela mit den beiden Gründern Carsten und Jannik über ihre Idee, den Gründungsprozess und wie es ist seine Investoren von Beginn an mit ins Boot zu holen. Das uns vieles mehr hörst du in der Folge. Viel Spaß beim Reinhören.

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