Gründung des Monats: Vitru Water
22.05.2024
Daniela Musial-Lemberg
Gründer des Monats
Gerechte Wasserverteilung ist das Anliegen des Start-ups Vitru Water, das wir euch diesen Monat vorstellen wollen. Hier sprechen wir über ihren Gründungsprozess mit all seinen Herausforderungen.
Wofür steht euer Unternehmen?
Wir von Vitru Water wollen mit unseren Ideen und Produkten zu einer gerechteren Wasserversorgung, insbesondere im globalen Süden beitragen. Kein Mensch sollte kilometerweit laufen müssen, nur um an ausreichend Trinkwasser zu kommen. Hierfür entwickeln wir frugale Innovationen – also einfache, robuste und wartungsarme Lösungen die überall auf der Welt angewandt werden können.
Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?
Katrin und David haben viele Jahre in einem BMBF-Forschungsprojekt am KIT – IWG gearbeitet, in dem ein neuartiges Wasserversorgungssystem für 10.000 Menschen im Norden Vietnams umgesetzt wurde. Hier wurden die grundlegenden Konzepte unserer Lösung entwickelt und getestet. Vieles hat im Rahmen des Forschungsprojekts gut funktioniert, für den freien Markt waren die Ansätze aber noch zu aufwendig. Daher haben wir nach unserer Zeit am KIT überlegt, wie diese Konzepte auch im freien Markt Erfolg haben können. Nach viel Tüfteln und Weiterentwickeln ist dann unser erstes Produkt „Vitruvio“ entstanden.
Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?
Yannick und David sind alte Sandkastenfreude und kennen sich schon ihr Leben lang. Mit seinen Erfahrungen aus dem Innovations- und Business Management bringt Yannick viele wichtige Aspekte mit ins Team. Katrin und David haben ihr gesamtes Bauingenieurstudium zusammen verbracht. Sie waren dabei beide für ihre Bachelorarbeit mehrere Monate für ein Wasserprojekt in Indonesien und haben mit der Hochschulgruppe Engineers without Borders gemeinsam eine Hängeseilbrücke in Sri Lanka gebaut.
Wo seht ihr die Hürden beim Gründungsprozess? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?
Wir haben in unserem Unternehmen einen starken purpose-driven / sinnstiftenden Ansatz. Gewinnmaximierung steht bei uns nicht im Mittelpunkt. Zudem bringt die Arbeit im globalen Süden, wo meist Regierungen unsere Kunden sind viele Unsicherheiten mit sich. Daher sind wir kein klassischer Investoren Case und umso glücklicher über Finanzierungsmodelle wie EXIST. Die größte Hürde aktuell ist ein valides Geschäftsmodell aufzubauen und langfristig planbare Umsätze zu generieren.
Was war in der Gründungsphase eine eurer größten Herausforderung?
Keiner von uns wollte ursprünglich mal gründen. Wir sind alle eher über unser Produkt und die Idee dahinter, das positive Feedback von Dritten und auch durch Erfolge bei diversen Innovationswettbewerben ins Gründen „reingerutscht“. Daher mussten wir uns erstmal klar machen was und wie wir eigentlich gründen wollen. Für uns wäre neben einer reinen Kapitalgesellschaft z.B. auch ein gemeinnütziges Unternehmen oder sogar ein Hybrid aus beiden Unternehmensformen denkbar. Gerade die EXIST Workshops zu Beginn unserer Förderung haben uns hier mehr Klarheit verschafft.
Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen/ angehen?
In unserem Ingenieurstudium war die Selbständigkeit kein Thema. Wir hätten uns gerne schon früher mit dem Thema beschäftigt, dann hätten wir evtl. schon früher begonnen unseren Ideen und Konzepten einen etwas anderen Fokus zu geben.
Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründer*in mitbringen?
Zu Gründen bedeutet auch immer einiges an Ungewissheit und meist eine schwierige Anfangsphase. Man sollte also auf jeden Fall für sein Thema brennen und nicht einfach nur des Gründens wegen gründen. Allgemeint ist es in vielen Belangen ein Balanceakt: kurzsichtige Planung vs. große Vision; Lockerheit & Vertrauen vs. Verbissenheit und Zweifel.
Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründer*innen?
Beschäftigt euch möglichst früh mit dem Thema Gründen. Wir haben viele Gründerinnen und Gründer kennengelernt, die schon während dem Studium oder der Promotion gegründet haben oder ihre Gründung vorbereitet haben. Gerade diese Zeit kann man wunderbar nutzen um viele Dinge auszuprobieren oder durchzuspielen.
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?
Wir haben gemeinsam mit einem lokalen Projektpartner zwei Anträge für Wasserversorgungsprojekte im Bundesstaat Assam im Norden Indiens eingereicht. Die Finanzierung durch das indische Ministerium für ländliche Entwicklung wurde bereits zugesagt. In den Projekten soll die Wasserversorgung für 1.500 und für 10.000 Menschen durch unsere Konzepte verbessert werden. Im September 2024 soll das erste Projekt starten. Unser großer Meilenstein ist daher, dass unsere ersten Produkte 2025 in Betrieb gehen und so zu einer gerechteren Wasserversorgung führen.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!
Hört rein in die Podcastfolge mit David und Yannick. Daniela spricht mit ihnen über ihre Gründungsgeschichten, ihre Mission, B2G Start-ups und die Herausforderungen ihres Projekts in Indien sowie vieles mehr.