Gründung des Monats: Phytonics

VERÖFFENTLICHT AM
24.03.2022
Autor
Daniela Musial-Lemberg
Kategorie
Gründer des Monats
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Wofür steht euer Unternehmen?
Unser Ziel ist es, einen signifikanten Beitrag zur Energiewende zu leisten. Wir entwickeln eine Antireflex-Folie für Solarmodule, die den Energieertrag erhöht und zugleich Blendungen verhindert. Der Marktstart ist für 2023 geplant.

 

Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?
Die erste Idee entstand bereits während meiner (Ruben Hünig) Promotion im Jahr 2015. In Benjamin Fritz‘ Promotion gelang dann 2019 ein erster Upscaling-Schritt weg vom Labor-Maßstab. Die Ergebnisse waren so vielversprechend, dass wir uns zur Gründung entschieden.

 

Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?
Ruben Hünig und Moritz Luck sind bereits seit 2012 befreundet – beim regelmäßigen Joggen im Wald kam das Thema Gründen immer wieder auf. Benjamin Fritz und Raphael Schmager haben bei Ruben Hünig ihre Masterarbeiten gemacht und anschließend ebenfalls über das Themengebiet promoviert. Guillaume Gomard war als Leiter der Biophotonik-Gruppe quasi der Gruppenleiter bzw. Mentor.

 

Wo seht ihr die Hürden beim Gründungsprozess? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?
Es gibt viele Hürden, von der Teamzusammenstellung, über die Produktentwicklung und nicht zuletzt Finanzierung. Zum Glück hatten wir mit Moritz Luck einen erfahrenen und erfolgreichen mehrfachen Gründer an Board. Wir hätten noch früher gegründet, wenn das nicht den Statuten des EXIST-Forschungstransfer-Programms, über das wir gefördert werden, widersprochen hätte.

 

Was war in der Gründungsphase eine eurer größten Herausforderung?
Die erste größere Herausforderung war es, EXIST Forschungstransfer zu bekommen. Wichtig war auch, dass wir uns im Team auf einen Modus bei den Anteilen einigen konnten, in dem sich alle wiederfinden. Glücklicherweise haben wir ein gutes Team aber dennoch längere Diskussionen. Daneben war die Herausforderung geeignete Räumlichkeiten zu finden. Wir sind am Zeiss-Innovation-Hub untergekommen, aber für die Räume, die wir benötigten, mussten wir gegründet haben – das wiederrum war zeitlich abhängig von dem Anwalt, der die Gründungsverträge ausgearbeitet hat, und auch vom Notar, der relativ ausgebucht war.

 

Hatte Corona bisher einen Einfluss auf euer Start-up/ Branche und wenn ja, welche?

Eher untergeordnet. Während der Wellen haben wir uns für teilweises Home-Office entschieden. Alle, die nicht im Labor arbeiten mussten, sind zuhause geblieben. Natürlich hat das die Dynamik im Team etwas ausgebremst.

 

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründer*in mitbringen?
Natürlich ist es wichtig belastbar zu sein – aber auch, mit Ungewissheiten zurecht zu kommen und gute Entscheidungen zu treffen, Stichwort Ambiguitätstoleranz. Wichtig sind auch Teamfähigkeit und ein radikal ehrlicher Umgang miteinander und mit sich selbst. Also unangenehme Fragen zu stellen und sich nicht in einer Blase der Selbstgefälligkeit zu begeben. Da es immer Rückschläge gibt, auch positives Denken und Durchhaltevermögen.

 

Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründer*innen?
Soviel es geht outsourcen und sich nur auf das absolute Kern-Thema konzentrieren. Beispiel Home-Page: Bevor man anfängt, sich selber da einzuarbeiten und Wochenlang rumwurschtelt, lieber einen Freelancer z.B. via UpWork anheuern und mit einem Web-Baukasten wie z.B. WIX eine funktionsfähige Landingpage machen. Schnelligkeit ist das A&O, man sollte jede unnötige Ablenkung vermeiden und lieber mal ein paar hundert Euro in die Hand nehmen um eine Dienstleistung zu bezahlen. Rechnet aus, was euch ein Tag Verzögerung beim Markstart kostet – und wie lang ihr euch mit was aufhaltet bzw. was es kostet, es extern lösen zu lassen.

Als enorm hilfreich für die Kontaktaufnahme mit Partnern und Interessenten hat sich eine KIT-Pressemitteilung erwiesen. Nachdem Anfang 2021 darin über uns berichtet wurde, kamen wir zwei Wochen lang zu nichts anderem als Meetings mit Unternehmen und anderen Interessenten, die darüber von uns erfahren hatten. Diese Kontakte sind für uns jetzt von unschätzbarem Wert, zudem wurde unser Thema im Anschluss von verschiedenen Medien aufgegriffen, darunter Fachzeitschriften sowie im DLF und der ARD. Die Zusammenarbeit mit den KIT-Presse-Abteilungen (SEK bzw. ASERV) können wir also nur wärmstens empfehlen!

 

Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen/ angehen?
Von vorne herein versuchen, kritische Zeitpfade mit einem Backup zu versehen. Entwicklungsarbeit hat sehr hohe Unsicherheiten was die Dauer und den Outcome betreffen. Wenn man zweigleisig fährt (z.B. dass man eine zweite Entwicklungsroute hat, die zu einem ähnlichen Ergebnis führen kann, die man aber extern machen lässt) kann man hier die zeitlichen Risiken deutlich senken.

 

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?
Wir wollen bis zum Sommer die Folie auf voller Breite herstellen können und dieses Jahr noch kleinere Mengen an erste Kunden verkaufen. Dazu müssen zunächst die Werkzeugherstellung, dann die Prozessentwicklung und schließlich noch die Stabilitätstests erfolgreich abgeschlossen werden.

 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

 

Das Interview als Podcast

Wir von der KIT-Gründerschmiede haben mit Ruben und Moritz persönlich im Zeiss Innovation Hub @ KIT gesprochen und viel gelacht. Hört rein in unsere aktuelle Podcast Folge mit Phytonics.

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