Gründung des Monats: nanoshape

VERÖFFENTLICHT AM
19.01.2023
Autor
Sandra Schöttelndreier
Kategorie
Gründer des Monats
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Wofür steht euer Unternehmen?

 

nanoshape steht für innovative Oberflächentechnik für medizinische Implantate. Damit wollen wir alle, die auf ein Implantat angewiesen sind, egal ob jung oder alt, egal ob Zahnimplantat oder künstliches Hüftgelenk, vor Infektionen schützen, die im Zusammenhang mit solchen Implantaten auftreten können. Unsere große Vision ist es diese Technologie zum neuen Stand der Technik bei der Herstellung von Implantaten zu machen.

 

Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?

 

Die Technologie selbst stammt aus Patricks Doktorarbeit am Institut für Mikrostrukturtechnik. Hier zeigte sich zum einen die technische Anwendbarkeit und zum anderen das große Potenzial mit dieser Technologie wirklich etwas im Gesundheitssystem verbessern zu können und damit einen großen Mehrwert für die Betroffenen zu schaffen. Was aber noch fehlte, war der Schritt vom Labormaßstab zur Massentauglichkeit. Hierfür war dann der EXIST Forschungstransfer die perfekte Möglichkeit, um die Technologie bis zur Marktreife zu entwickeln.

Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?

 

Für den EXIST-Projektantrag und schließlich auch die Umsetzung der Idee mussten wichtige Bereiche wie Qualitätsmanagement, Biologie und BWL besetzt werden. So kam auch Litsy ins Team, die am Institut für Mikrostrukturtechnik ihre Masterarbeit geschrieben hatte und die sofort von der Idee begeistert war.

 

Wo seht ihr die Hürden beim Gründungsprozess? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?

 

Der eigentliche Gründungsprozess ist nicht schwierig. Hier gibt es viele Anlaufstellen, die einen dabei unterstützen. Für die ganzen Formalitäten zur Gründung kann man sich z.B. sehr gut bei der IHK erkundigen. Eine gute Anlaufstelle, auf die wir durch eine EXIST-Veranstaltung aufmerksam wurden, ist auch das Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND). Hier bekommt man kostenlos eine Reihe von Dokumenten, die z.B. bei der Erstellung von Gesellschaftsvertrag oder Arbeitsverträgen zur Orientierung dienen und auch im weiteren Verlauf hilfreich sein können.
Eine größere Hürde kann auch sein, alle Randbedingungen vor der Gründung zu klären. Dazu gehört vor allem die offene und ehrliche Kommunikation miteinander. Nichts sollte unausgesprochen bleiben und niemand sollte mit einem mulmigen Bauchgefühl reingehen. Hier hat uns vor allem unser Coach, der uns während der Projektlaufzeit zur Seite stand, unterstützt.

 

Was war in der Gründungsphase eine eurer größten Herausforderungen?

 

Wir haben während der Projektlaufzeit gemerkt, dass wir im Team nicht alle die gleichen Vorstellungen und Ziele teilen und es keinen Sinn macht in dieser Konstellation zu gründen. Trotzdem wollten wir, dass die Technologie auf den Markt gebracht wird, haben uns entsprechend arrangiert und schließlich zu zweit gegründet.
Daneben gilt es auch mit den täglichen Herausforderungen umzugehen. Auf der einen Seite befindet man sich in einem schnelllebigen Umfeld und auf der anderen Seite ist man immer mal wieder von den langen Wegen im öffentlichen Dienst und bürokratischen Vorgängen abhängig, die einen oft ausbremsen können.

Hatte Corona bisher einen Einfluss auf euer Start-up / eure Branche und wenn ja, welche?

 

Es kam durch Corona insgesamt zu Verzögerungen. Zu Beginn des Projektstarts mussten wir wegen verlängerter Lieferzeiten lange auf die bestellten Materialien und Geräte warten, die wir überhaupt zum Starten unserer Versuche brauchten. Viele unserer Prozesse, die im Normalfall schneller abgelaufen wären, haben sich sehr in die Länge gezogen, dadurch dass immer mal wieder externes Personal oder andere Ansprechpersonen aufgrund von Krankheit ausgefallen sind. Dadurch wurde uns das Erreichen unserer Meilensteine zwar etwas erschwert, aber wir haben trotzdem alles geschafft.

 

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründer*in mitbringen?

 

Man sollte auf jeden Fall hartnäckig sein und sich nicht davor scheuen, lieber einmal zu viel nachzuhaken, wenn es z.B. um Aufgaben oder Aufträge geht, die abgegeben werden. Man muss flexibel sein, um auf Probleme oder spontane Änderungen reagieren zu können. Man muss sich trauen, auch andere Wege auszuprobieren. Generell sollte man sich darauf einstellen, dass man an vielen Stellen Mut braucht und auch Risiken eingehen muss. Zu guter Letzt sollte man in der Lage sein, sich immer wieder selbst motivieren zu können. Man darf nicht erwarten, dass das von außen kommt. Als Gründer oder Gründerin muss man diese grundlegende Motivation, warum man das alles überhaupt macht und die ganzen Höhen und Tiefen auf sich nimmt, verinnerlichen. Das hilft einem dann auch, positiv zu denken, wenn es mal nicht gut läuft.

 

Frage für unsere Gründungscommunity: Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründer*innen?

 

Sucht euch weitere Personen, die mit euch gründen. Man teilt sich die Arbeit und die Verantwortung und hat einfach viel mehr Spaß an der Sache.
Wenn ihr aus der Uni heraus gründet, bewerbt euch für eine EXIST-Förderung. Es ist zwar sehr aufwändig, aber es lohnt sich. Hier kriegt man neben finanzieller Unterstützung auch Schulungen und die Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen und sein Netzwerk zu erweitern.
Tauscht euch mit anderen Startups aus. Das Schöne in dieser Community ist, dass man sich gegenseitig hilft und offen über Fehler spricht. Auch wenn es sich um Startups aus anderen Bereichen handelt, sind die Herausforderungen, vor denen man steht, oft die gleichen. Außerdem ist es inspirierend zu sehen, wo man in naher Zukunft auch stehen kann, wenn man mit Startups spricht, die schon etwas weiter sind als man selbst.

Frage für unsere Gründungscommunity: Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen/ angehen?

 

Für uns ist es etwas früh, um das wirklich zu beantworten, da wir gerade erst gegründet haben. Alles, was nicht auf Anhieb funktioniert hat, hat uns dabei geholfen, viel zu lernen und vor allem in Zukunft Entscheidungen anders oder schneller treffen zu können.
Eine Erkenntnis ist auf jeden Fall, dass man sich nicht zu lange darauf einschießen sollte, ein Ziel auf eine bestimmte Weise zu lösen, nur weil man es ursprünglich so geplant hat. Oft gibt es andere Wege, die sich sogar als schneller oder einfacher erweisen. Man muss sich trauen auch mal die Reißleine zu ziehen und offen für andere Lösungswege zu sein. Das hätten wir an der einen oder anderen Stelle vielleicht früher machen können.

 

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?

 

Zum Ende der Projektlaufzeit im Mai soll die Technologie marktreif sein, damit wir sie industriell einsetzen können. Daneben steht noch die Zertifizierung an, damit wir als Dienstleister in der Medizintechnik-Branche auftreten können. Damit können wir dann unsere ersten Kunden bedienen.
Zusätzlich steht dieses Jahr eine Seed-Finanzierung ab Mitte des Jahres an. Dafür sind wir gerade in Gesprächen mit Venture Capital Fonds. Denn um die Technologie auch auf weitere medizinische Bereiche zu übertragen, brauchen wir noch finanzielle Unterstützung. So können wir dann auch unser Team Stück für Stück mit Leuten erweitern, die unsere Vision teilen, und zusammen mit viel Spaß und Motivation auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten.

 

 

 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

 

PODCAST

Wir haben mit Litsy und Patrick in unserer aktuellen Podcastfolge gesprochen, hört gerne rein und erfahrt mehr über den Gründungsprozess von nanoshape.

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