Gründung des Monats: FastCast Ceramics

VERÖFFENTLICHT AM
17.11.2022
Autor
Sandra Schöttelndreier
Kategorie
Gründer des Monats
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Wofür steht euer Unternehmen?

Wir von FastCast Ceramics haben eine innovative Methode zur Herstellung offenporiger poröser Keramiken entwickelt. Diese werden wir im Bereich der Feingussindustrie zum Einsatz bringen. Dort werden jährlich Millionen von keramischen Einmalformen zur Produktion von metallischen Bauteilen verbraucht. Die Herstellung dieser Keramikschalen ist heute kosten- und zeitaufwändig.

Im Feinguss werden zunächst die zu gießenden Bauteile als Wachsmodelle im Spritzgussverfahren hergestellt. Die Wachsteile werden zu einem sog. Wachsbaum zusammengeklebt. Bei der herkömmlichen Erzeugung der Keramikschalen wird dieser in einen Keramikschlicker getaucht, besandet und getrocknet. Dieser zeitaufwändige Vorgang muss etwa zehn Mal wiederholt werden, um eine ausreichend dicke Schicht zu erzeugen und nimmt heute etwa zehn Tage in Anspruch.

Mit unserer Technologie wird dieser Prozess signifikant beschleunigt. Pro Tauchvorgang werden dickere Schichten auf das Wachsmodell aufgetragen, ohne dass es bei der Trocknung zu Rissbildungen kommt. Damit sind lediglich drei bis vier Tauchvorgänge notwendig, um eine ausreichend dicke Schicht zu erzeugen. Auf eine Besandung kann gänzlich verzichtet werden. So können die Schalen in zwei Tagen hergestellt werden, was zahlreiche Vorteile für die Feingießer mit sich bringt.

 

Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?

Die eine zündende Idee gab es so eigentlich nicht. Moritz hat sich bereits in seiner Masterarbeit und später noch intensiver in seiner Doktorarbeit mit dem Thema offenporige poröse Keramiken beschäftigt. Auf Grund seines familiären Hintergrundes verfügte er bereits über ein großes Vorwissen über verschiedene Gießprozesse und -techniken. So kam es, dass er die beiden Themen „Keramik“ und „Feinguss“ zusammenbrachte. Die Idee einer Unternehmensgründung hat ihn in seiner Promotionszeit über stets begleitet, auch wenn der Fokus in dieser Zeit auf der Forschung lag. Im Anschluss daran hat er als Post-Doc am KIT gearbeitet und die Idee der Unternehmensgründung weiter vorangetrieben.

Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?

Nachdem die Idee ein Unternehmen zu gründen von Moritz geboren war, ist er auf David, seinem Nachfolger am Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik zugegangen. David war von der Idee begeistert und konnte für das Vorhaben FastCast gewonnen werden. Er wiederum hat die Idee seinem aus Studienzeiten bekannten Freund Wolf erzählt. Beide haben zusammen in Aachen Maschinenbau studiert und kennen sich daher gut. Auch Wolf war für das Thema zu begeistern und schloss sich FastCast an. Seit April ist auch Johannes mit an Bord des Teams. Er wurde über eine Stellenanzeige auf FastCast aufmerksam. Einem ersten längeren Telefonat folgten weitere Gespräche, bei dem sich alle kennenlernen konnten, bevor beide Seiten den Wunsch äußerten, in Zukunft zusammen die Vision von FastCast zu verwirklichen.

Das Team besteht jedoch aus weit mehr Personen als den vier vorgestellten (zukünftigen) Gründern. Wir werden von zahlreichen Abschlussarbeiter*innen und Studentischen Hilfskräften bei der Entwicklung unserer Keramik unterstützt.

 

Wo seht ihr die Hürden beim Gründungsprozess? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?

Hürden und Herausforderungen gibt es in einem Gründungsprozess einige; und nicht alle sind vorhersehbar. Eine Herausforderung für uns stellt sicherlich die Produktentwicklung dar. In der Regel haben Feingießer ein oder zwei Tauchbecken, in welchen die Wachmodelle in die Keramiksuspension getaucht werden. Erfolgt eine Umstellung auf unsere Lösung, so müssen sich unsere Kunden zu 100% auf uns verlassen können. Dies gilt sowohl für die Qualität als auch für die Quantität der Keramiksuspension. Den hohen Ansprüchen der Feingießer müssen und wollen wir gerecht werden, um in Zukunft ein zuverlässiger Partner zu sein.

Der Feinguss ist einer der ältesten Gießprozesse der Welt – entsprechend etabliert sind die Prozesse in der Industrie. Als junges Start-up mit einer neuen Idee treffen wir demnach auf eine relativ konservative Branche, was den Markteintritt besonders spannend macht. Eine zentrale Aufgabe in der Kommunikation stellt daher das Schaffen von Akzeptanz und Vertrauen in unsere Technologie sowie in uns als Personen dar. Dies versuchen wir über ein frisches Auftreten, gepaart mit einem großen Verständnis für die Herausforderungen und Prozesse in der Feingussindustrie, sowie durch ein frühes Testen des Produkts durch die Feingussunternehmen schon während der Produktentwicklung zu erreichen.

Unterstützung erfahren wir von zahlreichen Seiten. Zu nennen ist der Austausch mit Experten aus der Branche sowie potentiellen Kunden. Sie liefern wertvolles Feedback und sprechen auch die aus ihrer Sicht kritische Punkte offen an. Wichtig sind auch Gespräche mit anderen Start-ups, die in einer ähnlichen Phase stecken oder diese aus der Vergangenheit her kennen. Auch die Gründerschmiede des KIT steht mit Rat und Tat zur Seite.

Grundsätzlich ist es gut, die Ohren und Augen offen zu halten, Input und Feedback aus Gesprächen unvoreingenommen aufzunehmen und zu bewerteten.

 

Was war in der Gründungsphase eine eurer größten Herausforderung?

Auch hier sind die Herausforderungen mannigfaltig. Eine zentrale Rolle nimmt jedoch das Thema Kommunikation ein. Das Team muss sich kennen lernen, verstehen wie jeder einzelne tickt und welche Vorstellungen jedes Teammitglied hat. Was ist die Motivation eines jeden Einzelnen zu gründen? Welche Aspekte am zu gründenden Unternehmen sind jedem einzelnen wichtig? Was erwartet jedes Mitglied von sich und von den anderen in Zukunft? Welche Vision hat jeder einzelne für FastCast? Wie schaffen wir es als Team daraus eine Vision zu entwickeln mit der sich jeder identifiziert und für die wir alle brennen?

Wichtig dabei ist ein respekt- und vertrauensvoller Umgang miteinander, damit eine offene und unvoreingenommene Kommunikation möglich ist. Es ist wichtig, dass jedes Mitglied seine Meinungen und Ansichten offen aussprechen kann (und dies auch soll). All dies sind zentrale Bausteine, damit ein solcher Austausch gelingen kann. Denn eine gemeinsame Vision trägt auch dazu bei, dass andere Herausforderungen bewältigt werden.

Hatte Corona bisher einen Einfluss auf euer Start-up/ Branche und wenn ja, welche? 

Corona hat sicherlich auf alle einen Einfluss gehabt, wir sind da keine Ausnahme. Als Team versuchen wir mit der Situation so gut wie es geht umzugehen. Eine zentrale Aufgabe für Start-up ist es, mit Herausforderungen unterschiedlicher Arten umgehen zu können und Lösungswege zu finden. So ist das auch mit Corona: wir finden eine Lösung.

 

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründer*in mitbringen?

Die eine Eigenschaft gibt es sicherlich nicht, die Gründer*innen mitbringen müssen. Wichtige ist eine hohe Identifikation mit der Idee, dem Produkt und der Vision des zu gründenden Unternehmens. Kommunikationsfähigkeit ist sicherlich ein zentraler Baustein, der zum Erfolg beiträgt. Als Gründer*in sollte man grundsätzlich Lust darauf haben, Dinge zu Gestalten und zu verändern; Lust haben stets neues zu lernen und mit unbekannten Situationen flexibel und pragmatisch umgehen zu können. Dazu sind ein hohes Engagement, Ausdauer sowie eine hohe Frustrationstoleranz wertvoll. Und: man darf keine Angst vor dem Scheitern haben.

 

Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründer*innen?

Wichtig ist eine offene und ehrliche Kommunikation innerhalb des Teams sowie mit potentiellen Kunden. Beides schafft Transparenz und Vertrauen. Des Weiteren ist der Aufbau eines Netzwerkes wichtig. Und: Dinge wagen und machen!

Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen/ angehen?

Aus unserer Sicht ist es heute noch zu früh, um darauf antworten zu können.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?

Dieses Jahr führen wir noch einige Pilotversuche mit Industriepartnern durch. Diese gilt es erfolgreich zu gestalten, um dann weitere Schritte unternehmen zu können. Ein großer Meilenstein für den Beginn des Jahres 2023 ist die Unternehmensgründung. Des Weiteren kümmern wir uns um eine Folgefinanzierung. Aktuell haben wir das Glück über das EXIST-Forschungstransferprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima sowie den Europäischen Sozialfond für Deutschland gefördert zu werden, welche noch bis September 2023 läuft.

Parallel dazu werden wir uns um den Aufbau einer Produktion kümmern. Dazu sind wir bereits mit unterschiedlichen Akteuren aus der Umgebung in Kontakt.

 

Ihr habt bereits erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen. Welchen Stellenwert haben die Wettbewerbe für euch?

Die Teilnahme an einem Wettbewerb veranlasst uns stets, über unsere Präsentationsinhalte nachzudenken, diese anzupassen und weiter zu verbessern. Jeder Wettbewerb bringt uns dadurch ein Stück weiter. Die Atmosphäre bei Wettbewerben ist ebenfalls eine besondere. Die Ideen und Visionen anderer Start-ups motivieren und inspirieren immer wieder aufs Neue.

Auszeichnungen sind natürliche eine Anerkennung für die bisher geleistete Arbeit. Wir sind im Sommer zum Gewinner es Neulandwettbewerbs gekürt worden und im Oktober haben auf dem Stage Two Event in Berlin ein Investitionsangebot des High-Tech Gründerfonds erhalten. Solche Auszeichnungen pushen und bestärken uns natürlich auch, unseren Weg weiter zu gehen. Als junges Start-up profitieren wir auch von der medialen Aufmerksamkeit, die ein solcher Preis erzeugt. Dennoch ist es so, dass am Ende ein verlässliches Produkt entwickelt werden muss: denn nur das kauft der Kunde auch.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

PODCAST!

Hört auch gerne rein in unsere Podcast-Folge mit Moritz.

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