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Gründung des Monats: Aixelo

VERÖFFENTLICHT AM
12.03.2025
Autor
Emma Schmitt
Kategorie
Gründung des Monats
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Interview mit Aixelo

 
Aixelo hilft Unternehmen aus der Chemie- und Materialbranche, künstliche Intelligenz in ihre täglichen F&E-Prozesse zu integrieren. Diese Mission steckt nicht nur in unserer DNA, sondern auch in unserem Namen: Aixelo (āk-sel-o) steht für AI-Accelerated Operations. Wir wollen, dass neue Materialien schneller entwickelt werden können und sind davon überzeugt, dass KI dazu einen Beitrag leisten kann. Unser Ziel ist es, dass jeder Chemiker KI-Tools so selbstverständlich nutzen kann wie Smartphone-Apps.
 
Dabei fungieren wir mit unserer Software als ‚Übersetzer‘ zwischen Chemie-Projekt und Data-Science-Projekt: Wir brechen komplexe KI-Tools so herunter, dass sie visuell und intuitiv nutzbar sind. So kann sich die Chemiker*in auf die Wissenschaft konzentrieren, während die Software im Hintergrund die Daten analysiert und Vorschläge macht.
 

Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?

 
Unsere Idee entstand aus zwei Richtungen: Einmal am KIT, wo wir (Yi, Pascal und Manuel) in akademischen Projekten eng zusammengearbeitet und Publikationen veröffentlicht haben. Und parallel in Boston, wo Christoph in seinem ersten Spin-off daran arbeitete, Labore zu automatisieren. Uns allen wurde klar, dass KI ein enormes Potenzial hat, die Forschung in Chemie und Materialwissenschaften zu transformieren, gleichzeitig aber viele Chemiker*innen Schwierigkeiten haben, KI-Werkzeuge effektiv zu nutzen. Unser Ziel war es daher, eine Plattform zu entwickeln, die genau diese Hürde nimmt und eine Brücke zwischen KI und chemischer F&E schlägt.
 

Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?

 
Wir haben die Spin-off-Idee am KIT dann weiter vorangetrieben und an Accelerator-Programmen teilgenommen und Stipendien wie das Helmholtz Enterprise Field Study Fellowship erhalten. Manuel ging dann mit einem Stipendium an die Northwestern University nach Chicago, um mehr über KI und Modellierung zu lernen, Yi und Pascal forschten weiter am KIT, und wir alle blieben im Austausch. Über Pascal kamen wir in Kontakt mit Christoph, den er aus der gemeinsamen Zeit an der Harvard University kannte. Die Kombination unserer verschiedenen Erfahrungen und Netzwerke war perfekt – so entstand ein starkes und komplementäres Team.

Wo seht ihr nennenswerte Hürden beim Gründungsprozess?

 
Eigentlich ist es in Deutschland (speziell am KIT) gar nicht so kompliziert, eine Firma zu gründen – es gibt viele Unterstützungsangebote. Eine der größten Herausforderungen war für uns eher das richtige Tempo zu finden. Wir müssen zeigen, dass KI in der Chemie schon heute funktioniert und nicht nur ein Zukunftsthema ist. Außerdem bedeutet Gründen oft, alles von Null aufzubauen – Strukturen, Prozesse, erste Kundenbeziehungen – das braucht viel Energie und auch viel Zeit und Geduld.
 

Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?

 
Wir haben uns an vielen Stellen beraten lassen, z.B. in der KIT-Gründerschmiede und im upCAT Accelerator-Programm. Zusätzlich waren wir Teil des Helmholtz Enterprise Field Study Fellowship. Wichtig ist uns auch die Community – wir sind in Netzwerken wie SolarTAP, 5HT, EU4MOF oder EUMACE aktiv und arbeiten mit Partnern aus Industrie und Forschung zusammen. Gleichzeitig haben wir ein sehr starkes Advisory Board aufgebaut, das uns nicht nur mit Fachkompetenz, sondern auch mit wertvollen Kontakten unterstützt.
 

Was war in eurer Gründungsphase besonders große Herausforderung?

 
Für uns war eine der größten Herausforderungen, in verschiedenen Bereichen gleichzeitig voranzukommen – von Produktentwicklung über Teamaufbau und Webseite bis hin zur Kundenakquise. Es fühlte sich an wie ein Fünfkampf: Man trainiert alles parallel und hat das Gefühl, in keiner Disziplin wirklich fit zu sein.  Gerade am Anfang kann das ziemlich überwältigend sein. Aber mit der Zeit wächst man mit den Aufgaben, und es entstehen ja auch nach und nach systematische Strukturen und Prozesse fangen an zu greifen.
 
Ein wichtiger Meilenstein für uns war der Release unserer ersten Cloud-Software. Jetzt geht unser Fünfkampf weiter: mit einer klareren Messaging-Strategie zbd dem Bereitstellen von Tutorials, um noch mehr Forschungsgruppen zu erreichen, die neugierig sind, unser Produkt auszuprobieren und so durch unsere KI für Materialentwicklung, schnellere und bessere Ergebnisse in ihren Forschungsprojekten zu erzielen.

Hat sich seit der formalen Gründung etwas für euch geändert? Und wenn ja, was?

Ja, wir haben jetzt klarere Rollen, definierte Prozesse und natürlich auch eine rechtliche Struktur. Aber der Pioniergeist ist geblieben: Wir experimentieren und lernen weiterhin, nur dass unsere ‚Experimente‘ jetzt offiziell unter dem Namen Aixelo laufen.

Was sind eure nächsten großen Meilensteine in den kommenden 12 Monaten?

Wir arbeiten nach dem Crawl-Walk-Run-Prinzip – das hilft uns, bei all den Aufgaben, die gleichzeitig anfallen, den Überblick und Fokus zu behalten. Aktuell sind wir in der ‚Crawl-Phase‘ und wollen unser Produkt weiter stabilisieren und skalierbar machen. Wir arbeiten eng mit Pilotkunden zusammen, um Feedback einzuholen. Danach starten wir in die ‚Walk-Phase‘, in der wir wachsen, weitere Kund*innen gewinnen und uns für ein Fundraising vorbereiten. Das Ziel ist, langfristig ein ausgereiftes Produkt zu haben, das von vielen F&E-Teams weltweit genutzt wird.

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründer*in mitbringen?

Da sind wir wieder beim Modernen Fünfkampf. Du musst bereit sein, viele Disziplinen zu lernen und auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus schnell zu lernen. Außerdem braucht man Offenheit, sich in neue Themen hineinzuarbeiten, ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen und ein Team, das sich gegenseitig stützt.

Habt ihr ganz praktische Tipps für andere junge Unternehmensgründer*innen?

 

  • Holt euch Gründererfahrung ins Team: Wir hatten das Glück, mit Christoph jemanden zu haben, der schon gegründet hatte.
  • Sucht nach komplementären Fähigkeiten: Das Team sollte Fach-, IT- und Business-Know-how vereinen. Wenn euch im Gründerteam eine Fähigkeit oder Erfahrung fehlt, sucht nach Coaches oder Beratern die euch unterstützen möchten.
  • Iterative Produktentwicklung: Baut euer Produkt schrittweise und lasst Kund*innen früh Feedback geben.
  • Klare Rollen und Prozesse: Gerade bei Wissenschaftler*innen, die gründen, ist es wichtig, klare Strukturen zu haben, um trotz forscherischem ‚Experimentiergeist‘ effizient zu bleiben.

 

Was würdet ihr aus heutiger Sicht vielleicht anders machen?

Wir stehen noch am Anfang und haben viel Wert darauf gelegt, solide Strukturen aufzubauen. Dadurch fühlt es sich manchmal langsam an, weil wir nicht ständig große Meilensteine vorweisen können. Ob wir etwas anders machen würden, können wir wahrscheinlich erst in ein paar Jahren beantworten. Derzeit sind wir glücklich, dass wir eine solide Basis haben, auf der wir schnell wachsen können.

 

Podcast mit Christoph und Manuel aus dem Gründungsteam

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