Gründer des Monats: Cloudfluid

VERÖFFENTLICHT AM
29.06.2021
Autor
Daniela Musial-Lemberg
Kategorie
Gründer des Monats
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Wofür steht euer Unternehmen?

Cloudfluid ist ein Hightech-Startup im Bereich numerische Strömungssimulationen (CFD). Mit unserer Kombination aus kundenspezifisch maßgeschneiderten Smart Clients und Strömungslöser in der Cloud liefern wir unseren Kunden strömungsdynamische Analysen schneller und einfacher als zuvor.

Durch eine effiziente Implementierung auf Grafikkarten (GPU) rechnen wir extrem schnell und die Prozesse sind vollständig automatisiert. Die damit erreichbare Beschleunigung der Berechnungen um den Faktor von rund 270 ermöglichen den Einsatz präziserer Modelle, die mit üblichen Verfahren bisher große Investitionen in Rechenkapazitäten erfordert haben.

Die Smart Clients sind außerdem spezifisch für das Strömungsproblem des Kunden zugeschnitten, sodass sie ohne jegliche CFD-Expertise bedient werden können, während die Qualität der Ergebnisse durch unsere Vorauswahl der Modelle und automatische Optimierung der numerischen Parameter garantiert wird. Das macht die Smart Clients vor Allem im langfristigen Einsatz hoch attraktiv.

 

Wo und wie kam euch die zündende Idee zur Gründung?

Marc, Markus und Max lernten sich während ihrer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiter der Lattice Boltzmann Research Group (LBRG) kennen. Die LBRG ist eine interdisziplinäre Forschungsgruppe am KIT, die sich der Forschung und Weiterentwicklung der Lattice Boltzmann Methode (LBM) verschrieben hat. Marc und Max promovierten beide über die Einsatzfähigkeit der LBM im Rahmen von Industriekooperationsprojekten, während Markus die performante Implementierung der Algorithmen auf verschiedener moderner Hardware untersuchte.

Schnell wurde uns klar, dass diese Methode großes Potential hat – nicht nur in der universitären Forschung, sondern insbesondere auch in der Produktentwicklung. Bei einem Feierabendbier stellten wir uns die Frage: “Wie müsste denn eigentlich so ein Strömungslöser aussehen, was würden wir anders machen als bei Forschungs-Codes?” Nach vielen Ideen und konstruktiven Diskussionen war klar: Das ist möglich! Selbst für ein so kleines Team, unter der Voraussetzung, dass die richtigen Weichen gestellt werden.

Also begannen wir vor rund drei Jahren parallel zur Promotion an Wochenenden und in Nachtschichten unseren eigenen LBM-Solver zu entwickeln: Speziell optimiert für die Ausführung auf High Performance GPUs und die industrielle Anwendung stets im Fokus mit robusten und automatisierten Workflows.

Wie hat sich das Gründungsteam zusammengefunden?

Mit Marc und Max als promovierte Verfahrenstechniker im Bereich der CFD und Markus als Softwareentwickler mit Schwerpunkt High Performance Computing waren wir mit technischem Know-How im Team gut aufgestellt. Allerdings waren Themen wie Entrepreneurship und Betriebswirtschaft für uns drei Neuland. Auf der Suche nach Unterstützung fanden wir Malte, der auf Anhieb sehr gut ins Team passte. Durch das gemeinsame Ausformulieren unseres Antrags für das Exist Gründerstipendium und einem anschließenden “Offsite Teamevent” im Nordschwarzwald sind wir enger zusammengewachsen und verstehen uns sehr gut.

 

Wo seht ihr die Hürden auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmen? Wo habt ihr euch Unterstützung geholt?

Es ist eine Sache ein innovatives Produkt zu gestalten und zu produzieren, aber eine ganz andere, es auch an den Kunden zu bringen. Im B2B-Segment läuft erfahrungsgemäß viel über Netzwerke, die man als junge Gründer nicht zwangsläufig im nötigen Umfang mitbringt. Hier sind wir für die Unterstützung unserer Mentoren und Netzwerk-Services des KIT dankbar.

Auf der anderen Seite ist die CFD sehr individuell, Problemgröße und Komplexität sind sehr stark von den zu betrachteten Phänomenen und der erwarteten Genauigkeit abhängig. Das macht generell gültige Aussagen über die Qualität oder Geschwindigkeit einer Simulation schwierig bis unmöglich, was es wiederum umso schwieriger macht, sich auf einem umkämpften Markt zu positionieren. Hier haben wir bewusst früh im Prozess einen erfahrenen Coach hinzugezogen, der uns beim Definieren und Optimieren unserer Markenidentität und Nutzenkommunikation berät.

 

Was waren in der Gründungsphase eure größten Herausforderungen, denen ihr euch stellen musstet?

Markus lebt in Perth, in West Australien, Malte in Stuttgart, Marc und Max in Karlsruhe. Wir sind seit Anfang an ein verteiltes Team. Dazu fällt unsere Gründung gerade in die verordnete Home-Office-Zeit durch Corona. Nicht nur örtlich, sondern auch durch die Zeitverschiebung bringt diese Situation, gerade was Teamkommunikation und Etablierung einer gemeinsamen Unternehmenskultur angeht, eine gewisse Herausforderung mit.

Die offene und sachliche Kommunikation im Team war uns von Anfang an wichtig, sodass wir mit einem Kommunikationsworkshop gleich versucht haben, die Weichen sauber zu stellen. Nicht alle Dinge haben geklappt wie in der Theorie geplant, sodass man ständig in sich hinein fühlen und aufmerksam in die Gespräche gehen muss. Das ist eben ein nicht einfacher Prozess und wir iterieren Stück für Stück.

 

Hatte Corona bisher einen Einfluss auf euer Start-up/ Branche und wenn ja, welche?

Teils ja, teils eher nein. Zum einen sind die Möglichkeiten zu Netzwerken stark eingeschränkt. Es ist nicht einfach, neue Interessenten für unsere Technologie oder potentielle Kooperationspartner kennen zu lernen, da Messen und Konferenzen vielfach ausgefallen oder lediglich abgespeckt virtuell stattgefunden haben. Gerade für das auf solchen Events häufig zufällige “ins Gespräch kommen” fehlen tatsächlich die Alternativen.

Zum anderen sind wir als eh schon verteilt arbeitendes Softwareunternehmen natürlich längst nicht so hart von der Pandemie getroffen, wie herstellende Betriebe. Wir haben uns über Unternehmenschat, gemeinsame Aufgabenverwaltung und Video-Konferenzen gut arrangiert, die tägliche Arbeit verläuft ohnehin überwiegend digital.

 

Welche Eigenschaft sollte man aus eurer Sicht als Gründer mitbringen?

Man sollte aus unserer Erfahrung nach auf jeden Fall für die Sache, die man mit der Gründung angeht, brennen. Ohne, dass man wirklich dahinter steht und gerne daran weiterarbeitet, sind die ständigen Auf und Abs in der frühen Phase schwer zu ertragen.

Außerdem ist es wichtig, dass man in der Lage ist sich selbständig zu orientieren. Es gibt viele Dinge, für die man Bücher, Mentoren oder Coaches zu Rate ziehen kann, aber gerade bezogen auf die Innovation des eigenen Unternehmens gibt es eben keine “Best Practices” mehr. Hier darf man zwischen all den äußeren Einflüssen nicht den Fokus und auch nicht den Halt verlieren.

 

Habt ihr Tipps für andere junge Unternehmensgründer?

Gründen im Ganzen, insbesondere aber die damit verbundenen Ziele und Motivationen sind sehr individuell. Lasst euch also nicht verbiegen, damit ihr in besser in eine Workshop-Agenda oder einen Coachingfahrplan passt! Findet heraus, wofür ihr steht und bleibt eurer Identität treu. Nichts desto trotz gibt es zahlreiche Probleme, die schon Andere durchlaufen sind und deren Lösungen für euch ebenfalls gut funktionieren können. Es gilt also ein gutes Maß zwischen Individualismus und Pragmatismus zur schnellen Lösung zu finden.

 

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Was sind eure nächsten großen Meilensteine?

Wir wollen unsere Technologie nicht alleine weiterentwickeln, sondern suchen Pilotpartner für mögliche Kooperationen. Das können zum Beispiel Kooperationsforschungsprojekte im Verbund mit KMU oder Forschungseinrichtung sein, eine Proof-of-Value Studie oder eine kleine Auftragssimulation. Wir wissen, dass unser Weg einen signifikanten Mehrwert bietet. Das wollen wir jetzt zusammen mit interessierten Pilotkunden unter Beweis stellen.

 

 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

Gerne, vielen Dank für die Einladung 🙂

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